Der Mythos vom Wolf und wann BARF wirklich artgerecht ist

Gibt man den Suchtext „Gründe fürs BARFen“ auf Google ein, stößt man nach kurzer Suche auf eine Website, deren Name ich hier nicht nennen werde. Ich werde nicht zitieren, sondern in meinen eigenen Worten wiedergeben. 

Man muss nur mal darüber nachdenken, von welchem Tier unsere Hunde abstammen. Es müsste dann jedem klar sein, was ein Hund wirklich zu fressen braucht. Ein Wolf jagt sein Futter noch heute im Wald. Ein Wolf frisst kein Getreide. Er und auch unsere Haushunde sind Fleischfresser.


Inhaltsverzeichnis 

  • Der Mythos vom Wolf
  • Die Bedeutung von „artgerecht“
  • Beutetierschema = artgerecht?
  • Berechnung nach Bedarfswerten
  • Fazit

Der Mythos vom Wolf

Dass der Hund vom Wolf abstammt, wurde von verschiedenen Studien belegt. Jedoch gibt es einige Unterschiede zwischen den beiden Tieren. Um diese deutlich zu machen, müssen wir sehr viele Jahre zurück gehen. 

Die Menschheit hat schon immer Tiere, welche einen Nutzen für sie hatte, domestiziert (gezähmt). So auch der Wolf. Er wurde zum Hüter von Vieh, Haus und Ackerland. 

In der heutigen Hundezucht konzentriert man sich auf die verschiedensten Merkmale und Eigenschaften. So war es auch in der Vergangenheit. 
Mit der Zeit wurden Schädel und Gebiss der Tiere kleiner. Auch wurden sie immer zahmer, was dem Zusammenleben mit dem Mensch zu Gute kam. 
Allerdings haben sich nicht nur die Eigenschaften der Wölfe verändert, sondern auch die Ernährung.

Wölfe leben und jagen normalerweise im Rudel. Je nach Lebensraum verändern sich auch die Beutetiere. Da es zu längeren Hungerperioden kommen kann, wird in großen Mengen gegessen - bis zu 3 kg pro Tag. Für den Wolf kein Problem, da er einen sehr dehnbaren Magen hat. 
Mit der Domestikation hat sich allerdings einiges verändert. Regelmäßig gab es Futter, jedoch kein ganzes Weidevieh pro Tag. Eher wurden die Abfälle der Menschen verfüttert und diese waren zum Großteil pflanzlich. Auch Kohlenhydrate, vor allem Stärke, landeten häufig im Napf. 

Mit der Zeit hat sich die Verdauung der Hunde der neuen Ernährung angepasst. 
Das bestätigt auch eine Genom-Analyse von Hunden und Wölfen
Die Ergebnisse wiesen nach, dass Hunde eine stärkere Enzymausschüttung für den Stärkeabbau haben und die Enzymaktivität im Allgemeinen höher ist. Außerdem sei die Glukoseaufnahme im Darm höher als bei Wölfen. 

Wölfe zählen auch heute noch zu den Carnivora (Fleischfresser), doch unsere Hunde gelten als Carni-Omnivore (fleischlastige Allesfresser). 
Warum also hält sich der Mythos vom Wolf? Warum ist der Gedanke noch so weit verbreitet, dass Hunde sich wie Wölfe ernähren sollen?

Die Bedeutung von „artgerecht“

Es handelt sich hierbei um keinen geschützten Begriff, so dass es keine genauen Kriterien gibt. 
Im Duden ist folgende Definition zu finden: „den Ansprüchen einer bestimmten Tierart genügend“. 

Für einen Hund bedeutet das für mich, dass er mit ausreichend Energie und Nährstoffen versorgt wird, damit er ein gesundes und langes Leben führen kann. 
Es steht nirgends geschrieben, dass ein Hund die Ernährung eines Wolfes genießen muss, um artgerecht zu leben. 
Allein die Lebensumstände eines Haushundes unterscheiden sich massiv von einem frei lebendem Wolf. 

Weit verbreitet ist das BARFen nach Beutetierschema.

Beutetierschema = artgerecht?

In der Welt der Rohfütterung gibt es zwei Arten, um einen Plan zu erstellen. Eine Variante ist das Beutetierschema. Hier wird versucht, ein Beutetier im Napf nachzubauen. Dies gilt als die klassische und ursprüngliche BARF-Form (biologisch artgerechtes rohes Futter). 
Hierbei wird auf festgelegte Prozente zurückgegriffen, die für jeden Hund gleich sind. Alleinig bei der Berechnung der Gesamtfuttermenge spielt die Größe und Aktivität eine Rolle. 

Auch im Beutetierschema gibt es die Möglichkeit Kohlenhydrate einzuplanen. Die prozentuale Verteilung ändert sich hierbei minimal. Was sich jedoch nicht verändert, sind die Unterversorgungen.

Und ab diesem Punkt setzt meine persönliche Meinung ein. 
Ich entscheide mich bewusst dafür, die Prozente hier nicht zu teilen, da selbst erstellte BARF Rationen leider viel zu häufig einen gesundheitlichen Schaden bei Hunden anrichten. Außerdem unterscheidet sich das Beutetierschema von meiner Definition von „biologisch artgerecht“. 

Als Beispiel eine Ration nach dem Beutetierschema für einen ausgewachsenen Hund, 33 kg, normal aktiv. Trotz vorgegebenen Ergänzungen (Seealgenmehl, Lachsöl, Lebertran), ist die Ration nicht ausgewogen und bedarfsdeckend.

Berechnung nach Bedarfswerten

Die zweite Möglichkeit einen Plan zur Rohfütterung zu erstellen, ist die Berechnung nach den Bedarfswerten. 
Auch hier wird der Aktivitätsgrad des Hundes eingebunden, allerdings kommt noch das Gewicht und die aktuelle Lebensphase hinzu. 
Erwachsene Hunde haben also andere Werte, wie Seniorenhunde. Im Welpen- und Junghundalter sind bestimmte Werte sogar nach Lebensmonaten gestaffelt. 

Die Bedarfswerte sind eine Empfehlung von der Forschungsgesellschaft NRC, dem National Research Council. 
Sich alleinig auf die vorgegebenen Zahlen zu stützen macht einen Futterplan, egal welcher Ernährungsform, allerdings nicht unbedingt bedarfsdeckend. 
Da der Hund als ganzheitliches Individuum betrachtet werden sollte, können manche Werte nur als Anhaltspunkt genutzt werden. In speziellen Lebenssituationen und vor allem bei Krankheiten sollte man sich den Bedarf der einzelnen Nährstoffe gesondert ausrechnen. 

Und so kann es kommen, dass in einem BARF-Plan dieser Variante die Mengenverteilung der Komponenten komplett von der des Beutetierschemas abweicht. Außerdem greift man in diesem Fall gerne auch auf Komplett-Mineralstoffergänzungen zurück. Das sind Pulver, welche gewisse Nährstoffe in hochdosierter Menge enthalten und helfen, die Ration deckend zu gestalten. 

Fazit

Es gibt Befürworter und Gegner beider Schemen. Was man allerdings nicht bestreiten kann, ist, dass der Hund zwar vom Wolf abstammt, aber faktisch keiner mehr ist.  Weder hinsichtlich der Ernährung, noch der Lebensweise.

Der große Vorteil von BARF, im Gegensatz zu Fertigfuttermitteln, ist, dass die einzelnen Komponenten in der Menge individuell angepasst werden können. Genauso ist es aber auch der Fall bei einer Kochration. Da würde sich wahrscheinlich aber niemand hinstellen und behaupten, es sei „biologisch artgerecht“ für seinen Hund zu kochen. 

Ich möchte damit sagen, dass es erstmal egal ist, welches Futtermittel gefüttert wird. Die Hauptsache ist, dass es zu den Bedürfnissen des Hundes passt und dann auch noch gut gemacht wird.
Jede Fütterungsart hat ihre Daseinsberechtigung. Es fängt nur dann an, problematisch zu werden, wenn eine Art und Weise als richtig dargestellt wird und alles andere Tierquälerei sein soll.


Quellen